- Neruda
- Neruda,1) ['neruda], Jan, tschechischer Schriftsteller, * Prag 9. 7. 1834, ✝ ebenda 22. 8. 1891; Redakteur und Theaterkritiker, mit 2 260 Feuilletons (1860-91) Begründer der tschechischen Feuilletonistik. Seine lyrischen Dichtungen sind meditativ, philosophisch oder humoristisch-nachdenklich, zuletzt auch mystisch-patriotischisch. Durch seine Skizzen aus dem Prager Leben (»Povídki malostranské«, 1878; deutsch »Kleinseitner Geschichten«) sowie farbige Bilder aus dem Orient, Italien und Paris förderte er die tschechische realistische Prosa.Weitere Werke: Roman: Trhani (1888).Erzählungen: Arabesky (1864; deutsch Genrebilder); Různí lidé (1871).Lyrik: Hřbitovní kvítí (1858); Písně kosmické (1878; deutsch Kosmische Lieder); Zpěvy páteční (herausgegeben 1896; deutsch Freitags-Gesänge u. a. Gedichte).Ausgaben: Spisy, auf zahlreiche Bände berechnet (1950 ff.).Werke, 2 Bände (1926-27).2) [ne'ruȓa], Pablo, eigentlich Neftalí Ricardo Reyes Basoạlto ['rre̯iez -], chilenischer Lyriker, * Parral 12. 7. 1904, ✝ Santiago de Chile 23. 9. 1973; nahm 1920 in Gedenken an J. Neruda das Pseudonym P. Neruda an. War Diplomat u. a. in Birma, Argentinien, Spanien und Mexiko; wurde 1945 Mitglied der KP und Senator; lebte 1949-52 im europäischen Exil; 1969/70 bis zur Nominierung von S. Allende Gossens als Kandidat der Unidad Popular Kandidat der KP für das Amt des Präsidenten; 1971-73 Botschafter in Paris. 1971 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. - Neruda, einer der bedeutendsten Lyriker des amerikanischen Kontinents, löste sich mit »Veinte poemas de amor y una canción desesperada« (1924; deutsch »Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung«) aus modernistischen Anfängen. Geprägt durch eine surrealistische Phase entstand der »Nerudismo« genannte Stil aus Gefühlsintensität, verbaler Suggestionskraft und formaler Virtuosität (»Residencia en la tierra«, 1933-47, 3 Bände; deutsch »Aufenthalt auf Erden«). Im Spanischen Bürgerkrieg wandte Neruda sich antifaschistischen Themen zu (»España en el corazón«, 1937; deutsch »Spanien im Herzen«). Sein umfangreiches Versepos »Canto general« (1950; deutsch »Der Große Gesang. Canto general«) vereint Realität, Geschichte, Politik und Utopie des Kontinents. Populär wurden seine einfachen, die natürlichen und alltäglichen Dinge feiernden »Odas elementales« (1954-57, 3 Teile; deutsch »Elementare Oden«). Sein internationaler Ruf als Lyriker und das antiimperialistische Engagement (»Incitación al nixonicidio y alabanza de la revolución chilena«, 1973) sowie die Solidarität mit den von der Diktatur A. Pinochet Ugartes Unterdrückten machten ihn zur Kultfigur der Linken, aber auch zum Gegenstand allgemeiner nationaler Verehrung.Weitere Werke: Lyrik: Las uvas y el viento (1954; deutsch Die Trauben und der Wind); Las manos del día (1968; deutsch Die Hände des Tages); Aún (1969; deutsch Immer noch).Prosa: Para nacer he nacido (herausgegeben 1978; deutsch Um geboren zu werden).Autobiographie: Confieso que he vivido (herausgegeben 1974; deutsch Ich bekenne, ich habe gelebt).Ausgaben: Obras completas, herausgegeben von H. Loyola und anderen, 3 Bände (41973); Cuandernos de Temuco, herausgegeben von V. Farías (21997).Dichtungen: 1919-1965, übersetzt und herausgegeben von E. Arendt, 2 Bände (Neuausgabe 1977); Der gemordete Albatros. Essays und Reden (1982, deutsche Auswahl); Das lyrische Werk, herausgegeben von K. Garscha, 3 Bände (1984-86); Letzte Gedichte, herausgegeben von demselben (Neuausgabe 1993); Liebesbriefe an Albertina Rosa, übersetzt von C. Meyer-Clasen (1996); Hungrig bin ich, will deinen Mund. Liebessonette, bearbeitet von F. R. Fries (1997).J. Marcenac: P. N. (Paris 91978);M. M. Solá: Poesía y política en P. N. (Puerto Rico 1980);V. Teitelboim: P. N. Ein Lebensweg (a. d. Span., Berlin-Ost 1987);H. C. Woodbridge u. D. S. Zubatsky: P. N. An annotated bibliography of biographical and critical studies (New York 1988);M. Urrutia: Mein Leben mit P. N. (a. d. Span., Berlin-Ost 1989);J. C. Rovira Soler: Para leer a P. N. (Madrid 1991);J. Edwards: Adios, poeta. .. Erinnerungen an P. N. (a. d. Span., 1992);S. Millares Martín: La génesis poética de P. N. (Madrid 1992).
Universal-Lexikon. 2012.